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Die Geschichte der "Apotheke zum Mohren"

Die Vorgeschichte

Apotheken waren seit jeher ein Bestandteil der medizinischen Versorgung eines Gebietes und sind heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Daher sind die Entwicklung und das heute 130-jährige Bestehen unserer "Apotheke zum Mohren" für immer untrennbar mit der Geschichte und den Menschen von Oberpullendorf sowie seiner Umgebung verbunden.
Die Ersterwähnung einer Apotheke in dieser Region stammt aus dem Jahr 1495 in Ödenburg. Die hygienischen und medizinischen Verhältnisse waren schlecht, es gab meist nur Bader und Chyrurgen (nicht diplomierte Wundärzte), weshalb es häufig zu Epidemien wie Pest und Cholera kam.

Nach den Sanitätsgesetzen von 1644 und 1770-1779 mussten Apotheker eine Hochschulausbildung absolvieren: ein Komitatsphysikus (Amtsarzt) wurde ernannt, Qualitätsnormen wurden für Arzneien sowie eine Arzneitaxenverordnung eingeführt.

Im Jahr 1647 eröffnete eine Apotheke in Güns und 1799 eine weitere in Mattersdorf, trotzdem kam es weiterhin zu Pocken- und Pestepidemien.

Die medizinische Versorgung wurde mit der Zeit immer besser:
Im Jahr 1847 gab es im Komitat Ödenburg (in dem Oberpullendorf liegt) 18 Ärzte, 57 Chyrurgen und 12 Apotheken. Allerdings verkauften die Kaufleute weiterhin Arzneien, und die Kurpfuscherei grassierte. Durch die Revolution des Jahres 1848 kam es zu einer Neuorganisation des gesamten staatlichen Verwaltungsapparates, wodurch Oberpullendorf 1853 Sitz eines k.-k. Steueramtes und 1854 Sitz des Stuhlrichter (=Bezirkshauptmann) wurde. Oberpullendorf begann zu wachsen: 1858 hatte es 127 Häuser mit 749 Einwohnern. Zu dieser Zeit müssen Apotheker "in gefährlichem Zustand der Krankheit Arzneien allsogleich auf Borg verabreichen". Trotzdem kauften Wundärzte lieber beim Kaufmann die Rohmaterialien und verkauften dann dem Landvolk die selbstgefertigten Arzneien um den 4- bis 5-fachen Preis! 1872 wurde in Oberpullendorf ein Postamt errichtet. Das Dorf nahm weiter an Einwohnern und Bedeutung zu. Um 1880 war daher die Zeit reif für die Errichtung einer Apotheke.
 

Die Geschichte der "Apotheke zum Mohren" in Oberpullendorf

Die Geschichte der "Apotheke zum Mohren" ist nicht nur ein Teil der Geschichte der Stadt Oberpullendorf, sondern auch ein Teil der Geschichte der Familie Szczepanski. 1884 wurde die "Apotheke zum Mohren" in der Hauptstraße 21 von seinem ersten Inhaber, Imre Sárossy, eröffnet.
Die Apotheke war klein und wurde als 1-Mann-Betrieb geführt. Ob nun der wirtschaftliche Aufschwung Oberpullendorfs nicht ganz so rasch vor sich ging wie erhofft oder ob andere Gründe maßgebend waren, wissen wir nicht, fest steht jedenfalls, dass Imre Sárossy seine Apotheke verkaufte und wegzog.
Im Jahr 1890 ging nämlich die Konzession von Imre Sárossy auf Mr. Adam Szczepanski über.

Adam Szczepanski
Der Gründer der Apothekerfamilie Szczepanski (geb. am 8.4.1849 in Ustron/Schlesien) hatte 1873 sein Diplom erworben, seine Praxiszeit in Tarnow gemacht und dann als angestellter Apotheker in Rymanow, Stanislau und Ischl gearbeitet, wo er 1878 als Provisor (angestellter Leiter) bestätigt wurde. Er heiratete Katharina Strauss und arbeitete ab dem Jahr 1888 in der "Salvator-Apotheke" in Eisenstadt, wo ihm im Jahr 1889 ein Sohn, Alfred F. Szczepanski, geboren wurde. In dieser Zeit kaufte die Familie der Ehefau (Fam. Strauss) für das junge Paar die "Apotheke zum Mohren" in Oberpullendorf, deren Konzession Mr. Adam Szczepanski im Jahr 1890 übernahm. Er übersiedelte die Apotheke sogleich auf den heutigen Standort am Schloßplatz 1 (damals Erzsébet Királyné Utca). Und dann wartete der junge Apotheker mit seiner Familie auf den wirtschaftlichen Aufschwung.

1896 hatte Oberpullendorf 756 Einwohner. Im Komitat Ödenburg gab es 4 Real- und 14 Personalapotheken. Eine Realapotheke ist als Realbesitz veräußerbar, geführt werden darf sie aber nur von einem diplomierten Pharmazeuten; eine Personalapotheke - wie die "Apotheke zum Mohren" - bedarf einer staatlichen Konzession, die nicht übertragbar ist und um die der jeweils nachfolgende diplomierte Bewerber persönlich ansuchen muss. Diese Konzession wird vorzüglich den direkten Nachfolgern eines Konzessionsinhabers verliehen, wenn die Bedingungen (z.B. Diplom) innerhalb der vorgeschriebenen Frist erfüllt werden. Es gibt daher Witwenbetriebe oder auch Deszendentenbetriebe (=Nachfolgerbetrieb) für einen noch in Ausbildung stehenden  leiblichen Nachfolger.

1903 wird eine Apotheke in Lockenhaus und 1905 eine Apotheke in Lutzmannsburg errichtet, was den Geschäftsgang der "Apotheke zum Mohren" von Mr. Adam Szczepanski nicht gerade gefördert haben dürfte.

Wichtig für Oberpullendorf war die Eröffnung der Eisenbahnlinie im Jahr 1908, die einen wirtschaftlichen Aufschwung herbeiführte und auch der Apotheke zum Vorteil gereichte. Das Geschäft ging spürbar besser. Mr. Adam Szczepanski war aber auch sonst rührig, denn wir wissen, dass er regelmäßig an Apothekerversammlungen teilnahm und dabei wertvolle Beiträge zu Themen wie Ausbildungsreform der Apotheker oder Krankenkassentaxierung lieferte. Er war ein fleißiger, an den Problemen seines Standes und Wohnortes interessierter Mensch, der am 18. Juni 1909 starb.

Seine Witwe Katharina führte die "Apotheke zum Mohren" als Witwenbetrieb weiter und verpachtete sie von 1909 bis 1913 an Mr. Josef Lelovits. 1911 erhielt Adam und Katharina Szczepanskis Sohn Alfred Felix sein Magisterdiplom in Budapest, was den Fortbestand der "Apotheke zum Mohren" im Familienbesitz sicherte. Alfred Felix Szczepanski wurde aber zu Beginn des 1. Weltkrieges zum Militärdienst eingezogen, weshalb die "Apotheke zum Mohren" als Witwenbetrieb weitergeführt wurde und während des Krieges sogar kurzzeitig geschlossen werden musste. 1915 war Alfred Felix Szczepanski zwar einige Zeit der Provisor der "Apotheke zum Mohren", weil er jedoch weiter einrücken musste, übertrug seine Mutter Katharina die Leitung des Witwenbetriebes von 1916 bis 1918 einem Provisor. In diese Zeit hinein fiel das Ende des 1. Weltkrieges mit der Not an Korken, Gläsern, Zucker, Spiritus, Verbandstoffen, Kohle, Petroleum, Oblaten, Seife etc. Die "Apotheke zum Mohren" macht also schwere Zeiten durch, und nach Ende des Krieges wurden auch noch alle Apotheken vom 12. April bis zum 13. August 1919 von der kommunistischen Räteregierung des Belá Kun enteignet.

Alfred Felix Szczepanski
Der Spuk dauert aber, Gott sei Dank, nicht lange: Am 30. August 1919 übernahm Mr. Alfred Felix Szczepanski die Konzession für die "Apotheke zum Mohren".

1921 kam das Burgenland zu Österreich, und aus Felsöpulya wurde Oberpullendorf. Harte Zeiten waren gerade vorbei, doch die kommenden wurden nicht viel besser. Niemand hatte Geld. Die "Apothek zum Mohren" war so arm, dass Mr. Alfred Felix Szczepanski zusätzlich eine Sodawassererzeugung betrieb, deren Produkte er mit einem Pferdefuhrwerk persönlich an die Wirte auslieferte. Er gründete und betrieb 1925/26 die 1. Tankstelle in Oberpullendorf (heute Hauptplatz 4) und verkaufte aus einem Fass mit einer Handpumpe Benzin.

1927 wurde das Krankenhaus errichtet, was für die "Apotheke zum Mohren" sicher ein Vorteil war. Ende der 20er-Jahre kam das elektrische Licht. Der Aufbruch in die Neuzeit setzte ein. Die Zwischenkriegszeit war zwar wirtschaftlich nicht sehr rosig, trotzdem wuchsen Oberpullendorf und die "Apotheke zum Mohren".

Die nachfoldgende nationalsozialistische Ära und die Zeit des 2. Weltkrieges verbrachte Mr. Alfred Felix Szczepanski in seiner Apotheke und führte den kleinen Betrieb, so gut es eben ging.

Als am 29./30. März 1945 die Russen kamen, wurde die Apotheke zugesperrt und kurze Zeit später auf russischen Befehl hin wieder geöffnet. Es dauerte lange, bis die Apotheke funktionsfähig war.

Während der Prosperität der Nachkriegsjahre setzte die Aufwärtsentwicklung Oberpullendorfs zum Verwaltungs-, Einkaufs-, Schul- und Verkehrszentrum ein, und die Apotheke profitierte davon. Dem Zug der Zeit angepasst, gründete der innovative und ideenreiche Mr. Alfred Felix Szczepanski eine Drogerie.

Am 15. August 1956 starb Mr. Alfred Felix Szczepanski, der die "Apotheke zum Mohren" aus der alten k.-k. Monarchie Österreich-Ungarn auf dem Umweg über Großdeutschland in das neue Österreich geführt hatte.

Arthur & Hiltrud Szczepanski
Einer seiner Söhne, Arthur Szczepanski, war zu der Zeit bereits mit der Pharmazeutin Mr. Hiltrud Szczepanski, geb. Ramsauer, verheiratet, sodass die Konzession weiterhin innerhalb der Familie bleiben und 1957 auf seine erste weibliche Inhaberin übergehen konnte. Arthur und Hiltrud ergänzten sich in geradezu idealerweise: Während sich Mr. Hiltrud Szcezpanski um die pharmazeutischen Belange kümmerte, managte Arthur Szczepanski das Organisatorische. Das Ergebnis war eine Modernisierung und Umgestaltung der "Apotheke zum Mohren", beginnend mit einer neuen Inneneinrichtung bis hin zur gänzlichen Neugestaltung des Hauses im Jahr 1964.

Mit dem Aufschwung Oberpullendorfs ging auch eine Betriebserweiterung innerhalb der "Apotheke zum Mohren" Hand in Hand: Aus dem 1-Magister-Betrieb mit 1-2 Hilfskräften entwickelte sich ein 3-Magister-Betrieb mit 4-5 Hilfskräften.

Leider verstarb Mr. Hiltrud Szczepanski sehr früh, 1972, während Sohn Alfred Szczeapnski noch in Ausbildung stand, sodass der Witwer Arthur Szczepanski gezwungen war, die "Apotheke zum Mohren" als Deszendentenbetrieb in Form einer OHG durch angestellte Leiter weiterzuführen. Trotzdem blühte die "Apotheke zum Mohren" auf, und schon ein Jahr nach der Erhebung der einst unwichtigen Siedlung Oberpullendorf zur Stadt, 1975, konnte Arthur Szczepanski auch die Realapotheke Lackenbach erwerben, die ebenfalls umgebaut und modernisiert wurde (1977).

Alfred Szczepanski
Ab dem Jahr 1980 arbeitete in der "Apotheke zum Mohren" in Oberpullendorf wieder ein Szczeapanski, nämlich Mag.pharm. Alfred Szczepanski, der 1987 in der vierten Generation die Konzession übernahm.

Bereits damals war die "Apotheke zum Mohren" die wichtigste und größte Apotheke des Bezirkes, in der Kunden vom Fachpersonal nicht nur mit Arzneimitteln versorgt, sondern darüber hinaus ein erstklassiger Informations- und Beratungsdienst geboten wurde.

Mit Beginn des neuen Jahrhunderts sollte auch die "Apotheke zum Mohren" ihren nächsten großen Entwicklungsschritt machen: eine komplette Standorterneuerung. Am 2. Oktober 2004 übersiedelte die "Apotheke zum Mohren" während der Bauphase in einen Container mit einer Größe von nur 96 m² in unmittelbarer Nähe. Schon am 28. November 2005 wurden die Kunden und Patienten in der rundum erneuerten, attraktiven, Flair ausstrahlenden Apotheke begrüßt. Am 28. April 2006 fand die feierliche Eröffnung statt.




 
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Apotheke zum Mohren

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